Effiziente VFX-Pipelines im Pausenfilm zum Johann Strauss-Jubiläum 2025
Teil 1: Der Einstieg in eine kosmische Kollaboration und erste Raumschiffsdesigns.
Am 1. Januar 2025 entfaltete sich der Pausenfilm „2025 – Eine Strauss-Odyssee“ als visuelle Hommage an Johann Strauss Sohns 200. Geburtstag – eine clevere, aber auch mutige Fusion von der Regisseurin und Produzentin Barbara Weissenbeck aus Sci-Fi-Epik à la 2001: A Space Odyssey und der zeitlosen Eleganz seiner Walzer.
Als VFX-Supervisor für die Weltraumsequenzen arbeitete ich eng mit ihr sowie mit der Produktionsleiterin Sylvia Massnovits zusammen, um eine narrative Brücke zwischen Kosmos und Klassik zu schlagen. Unser erstes Meeting Mitte April 2024 war das entscheidende Kennenlernen: Eine lockere Vorstellungsrunde, in der wir die Grundideen austauschten. Im Mai präsentierte ich die ersten Entwürfe. Die Dreharbeiten waren für August angesetzt. Bei einem Start der Arbeiten im Mai war der Zeitplan zwar knapp, aber ausreichend, um alles termingerecht umzusetzen.
Nun, neun Monate nach der Premiere, ist der ideale Moment, um die Kulissen zu lüften: Diese mehrteilige Serie teilt praxisnahe Insights in effiziente VFX-Pipelines, optimiert für ambitionierte Projekte wie dieses. Ob für Regisseure, die narrative Tiefe suchen, oder Produzenten, die skalierbare Workflows brauchen – hier finden Sie handfeste Takeaways.
Im ersten Teil tauchen wir ein ins Raumschiff-Design: Wie wir futuristische Formen mit historischen Nuancen verknüpften, um eine ikonische Silhouette zu schaffen.
Das Raumschiff-Design: Funktionale Räume als narrative Säulen
Barbara Weissenbeck brauchte vielfältige Innenräume, die ihre Geschichte tragen konnten – Orte, die nicht nur visuell fesselnd, sondern auch dramaturgisch nutzbar sind.
Zu den Kernbereichen gehörten die Brücke, auch Kommandozentrale genannt, die nahtlos in einen entspannten Chill-Bereich überging: Ein wohnzimmerartiger Raum mit weicher Sitzlandschaft und Blick zu den Sternen, der Thomas Strauss’ – unserem Protagonisten und einsamen Kapitän auf dem Schiff – Reflexionen über sein Erbe ermöglichte.
Daneben ein botanischer Hort mit Zitronenbäumen – für mich sofort eine Biosphäre-Vision, die Sauerstoff erzeugte und symbolisch für Strauss’ „fruchtbare“ Melodien stand. Ergänzt wurde das durch einen rotierenden Ring zur Gravitationssimulation, und eine Ausstiegsluke für einen dramatischen Notfall nahe der Erde.
Zu diesem Zeitpunkt gab mir Barbara Weissenbeck freie Hand: Eine seltene Chance in der Produktion, die ich nutzte, um das Schiff als Ganzes zu konzipieren. Mir war es essenziell, dass die Konzepte technisch plausibel wirkten – ganz im Geist meiner Vorbilder Syd Mead und Feng Zhu, die ich als meine Lehrer nennen darf. Syd Meads retro-futuristische Präzision aus Blade Runner, Tron und Elysium sowie Feng Zhus organische, physikbasierte Designs inspirierten mich, während mein naturwissenschaftlicher Hintergrund (Physik und Nachrichtentechnik) mich verpflichtete, Details wie Rotationsdynamik oder Biosphären-Ökologie fundiert umzusetzen. Kein reines Sci-Fi-Fantasy, sondern Designs, die plausibel wirken.
Hinzu kam, das ich keine kleine Ein-Mann Kapsel machen wollte. Den Raum von weiten, opulenten Ballsälen und Orangerien sollte man spüren. Und nicht zuletzt sollte dies auch die Einsamkeit von unserem Piloten, unserem Kapitän unterstreichen.
Daraus entstanden vier Entwürfe, die Ästhetik mit Funktionalität balancierten. Diese Phase war entscheidend: Sie legte den Grundstein für die spätere CGI-Integration.
Die Entwürfe: Variation von Plausibilität und Poesie
Aus den funktionalen Anforderungen entstanden vier unterschiedliche Entwürfe, welche die Innenräume – von der Brücke über den Chill-Bereich bis zum Ring – in thematisch passende, Strauss-inspirierte Silhouetten eingebetteten. Jeder war eine Hommage an Wiener Ikonen oder musikalische Elemente, kombiniert mit plausiblen technischen Komponenten. Die groben Skizzen, die anschließend mit einfacher Geometrie in 3D nachgebaut wurden, um schnell verschiedene Perspektiven zu erhalten, ermöglichten rasches Feedback und Entscheidungen von Barbara Weissenbeck und Kameramann Hubert Doppler. Hier ein paar Gedanken zu den Designs:
- Raumschiff Design Weltausstellung (Weltausstellung / World Exhibit)
Inspiriert von Wiens historischen Ausstellungen, nimmt dieses klassische, konservative Design eine radiale, kreisförmige Struktur an, mit einem prominenten Ring als zentralem Element – wie die Rotunde Weltausstellung von 1867 in Wien, bei der Strauss-Walzer rauf und runter gespielt wurden.
- Raumschiff Design Riesenrad (Prater / Prater)
Basierend auf dem ikonischen Wiener Prater-Riesenrad, bietet dieses Design eine Kette aus rotierenden Ringen, die wie Gondeln aneinandergereiht sind – dynamisch und verspielt. Ein ebenfalls etwas konservatives Design, das durch die Filigranheit überzeugt.
- Raumschiff Design Notenschlüssel (Notenschlüssel / Clef)
Dieses Design formt das Schiff wie einen stilisierten Violin-Schlüssel, symbolisch für Strauss’ Notenblätter. Der Rotationsring windet sich elegant um den zentralen Körper. Die Fließende Kurven ergeben ein dynamisches Design mit vielen gekrümmten Flächen.
- Raumschiff Design Geige (Geige / Violin)
Eine organische, geschwungene Silhouette, die an die Form einer Violine erinnert – ein direkter Tribut an Strauss’ Instrumentarium. Mehrere rotating rings umschlingen den Korpus wie Saiten. Ästhetische Eleganz trotz Asymmetrie.
Vor der Präsentation war ich natürlich gespannt, welche favorisiert werden. Wie die durchaus mehr oder weniger realistischen Designs ankamen. Aber dazu mehr im nächsten Teil


Leave a Reply