Viele sagen, das Internet wurde durch “Erwachsenen Content” groß gemacht. Ich vermute eher, es waren Katzenvideos! Diese kurzen Clips von flauschigen Fellbündeln, die Punkte von Laserpointern jagen, von Sofakanten purzeln oder mit unerschütterlicher Würde aus dem Nichts auftauchen, haben uns alle mal zum Schmunzeln gebracht (und dabei die Wohnung zerstört). Warum? Weil wir uns in die Situation hineinversetzen können. Wer hat nicht selbst eine Katze zu Hause, die mit der gleichen tollpatschigen Eleganz (oder besser gesagt Arroganz) durchs Leben stolziert. Es ist diese greifbare Echtheit, die Tollpatschigkeit, die pure, ungezähmte Flinkheit – der Moment, in dem die Katze nicht posiert, sondern einfach ist. Das macht den Zauber aus: Die Videos fühlen sich nah an, wie ein Fenster in den Alltag eines anderen, und wir lachen, weil wir es nachfühlen.
Stellen Sie sich vor, diese Katzen wären plötzlich… gefakt. Generiert von Algorithmen. Plötzlich verpufft der Reiz. Wir wollen nicht nur sehen, wie etwas aussieht wie eine Katze – wir wollen die Echtheit spüren, mitleiden durch das verursachte Chaos. Und genau hier kommt der Haken: In Zeiten von KI-Videos, die nahtlos Realität und Fantasie verweben, droht dieser Zauber zu verblassen. Katzenvideos werden langweilig.
Der Titel „Save the Cat Video!“ ist kein Zufall – er greift die alte Hollywood-Regel auf, die Helden durch eine kleine Heldentat liebenswert macht (eine Katze retten, anyone?). Aber was, wenn die Katze gar nicht gerettet werden muss, weil sie nie real war?
Lassen Sie uns eintauchen in die Welt der KI-generierten Videos, beginnend mit dem neuesten Coca-Cola-Weihnachtsspot, der uns mit glänzenden, aber austauschbaren Bildern umhüllt.
Effizient? Sicher. Aber auch inspirierend? Leider nein. Über den Spot wurde schon viel geschrieben, deshalb nur kurz: Es ist eine KI-Neuauflage des legendären „Holidays are Coming“-Spots von 1995 – festlich beleuchteter Lkw, verschneite Landschaft, staunende Tiere. Ein kleines Kernteam von fünf Spezialisten plus bis zu 100 weitere Beteiligte haben in nur 30 Tagen über 70.000 Clips generiert. Klingt nach viel.
Immer der gleiche Lastwagen?
Doch es scheitert an den Details: Der Truck sieht in jedem Shot leicht anders aus (Achsenanzahl, Frontdesign, Proportionen), Tiere haben mal detailliertes, mal flaches Fell, ein Kamin ohne Schornstein. Lauter kleine, aber sofort sichtbare Inkonsistenzen, die die Illusion zerstören.
Doch all das ist noch hinnehmbar. Was aufregt, ist die kreative Bankrotterklärung. Coca-Cola nimmt sein eigenes, mittlerweile etwas abgedroschenes Weihnachtserbe und lässt es von KI nachbauen – nicht weil es besser wird, sondern weil es billiger und schneller geht. Warum nicht etwas wirklich Neues wagen, wenn man Milliardenbudget hat? Stattdessen bekommen wir einen Beweis dafür, dass es (noch) nicht richtig funktioniert.
Vergleichen Sie das mit den echten Klassikern: Die animierten Eisbären von 1993, technisch hölzern, aber voller Charakter. „The Letter“ von 2020 – eine vielleicht etwas kitschige, aber eine herzerwärmende Geschichte, die unter die Haut geht. Oder eben der Original-Truck-Spot von 1995 mit realen Lkws, echten Lichtern und einer Prise Magie, die man heute noch spürt. Die KI-Version 2025 wirkt dagegen wie ein matter Abklatsch.Die Community-Reaktionen sind entsprechend vernichtend: „seelenlos“, „creepy“, „respektlos gegenüber echten Künstlern“ – und das alles bei einem Konzern, der sich Nachhaltigkeit und Kreativität auf die Fahne schreibt.
Hier zeigt sich: KI kann effizient sein, aber ohne Kreativität und falsch eingesetzt bleibt es beliebig, seelenlos und ist langweilig.
Im Kontrast dazu leuchtet die kreative Rebellion von Projekten wie „Brosch AI – Distorted Dreams“ auf, die die Grenzen dehnen, ohne den menschlichen Touch zu opfern. Hier wird Im Kontrast dazu stehen Projekte, die KI wirklich als Werkzeug und nicht als Abkürzung begreifen.
„Brosch AI – Distorted Dreams“ etwa verwandelt die düster-surrealen Zeichnungen des österreichischen Künstlers Klemens Brosch (1894–1926) in einen sechsminütigen Animationskurzfilm. Die anatomischen Verzerrungen und Fehler, die die KI bei den ohnehin un-naturalistischen Figuren macht, werden nicht wegretuschiert, sondern bewusst als künstlerische Intervention beibehalten – sie spiegeln genau die psychische Zerrissenheit des Künstlers wider. Hier wird die Technik nicht versteckt, sondern zur Botschaft gemacht.
Ähnlich genial: „DDR Mondbasis“ von Philipp Ladage – ein herrlich absurder Instagram-Account, der zeigt, dass die DDR angeblich auf dem Mond gelandet wäre. Über 200.000 Follower lachen sich schlapp über die perfekte Retro-Ästhetik, die ostdeutschen Sprachsamples und die trockene DDR-Humor-Logik. Hier ist die KI offen als Stilmittel eingesetzt, die Imperfektion wird zur Pointe – und das Ganze macht einfach Spaß.
Ein starkes Beispiel für die konstruktive Auseinandersetzung mit KI-Bildern und -Filmen ist der HAIC Award 2025, den mir liebe Freunde aus Hamburg geschickt haben.
Hier werden nicht glatte Werbeclips prämiert, sondern Arbeiten mit Mut, Konzept und Seele.

Standbild vom Film “Preservation”
Der 1. Platz in der Kategorie Musikvideo ging z. B. an „Preservation“ von Lukas Koll, eine hypnotisch-schöne Meditation über Vergänglichkeit und digitale Erinnerung, bei der KI-Fehler und Glitches bewusst zur emotionalen Sprache werden. Auch Spannend der Gewinner in der Kategorie New Talent mit „THE BANANA RETURNS“, eine 30 Jahre alte Stop-Motion-Banane erwacht mit KI zum Leben.
Wenn Künstler die Technik lenken und nicht umgekehrt, entsteht echte Magie. Der Award ist bereits jetzt ein Leuchtturm und geht 2026 in die nächste Runde.
Ähnlich inspirierend sind internationale Gegenstücke wie das Artefact AI Film Festival in Paris oder der brandneue Human AI Art Award im Kunstmuseum Bonn – Plattformen, die zeigen: Wenn KI mit echter Vision gepaart wird, entsteht Magie.
Und dann ist da noch „The Whisker Podcast“, wo zwei KI-generierte Katzen über Katzen-Fitness, Revierkämpfe und Menschen-Sklaven philosophieren. Die Community (als auch ich) lieben die absurden Debatten, die trockenen Katzenwitze und die herrlich arroganten Blicke. Auch hier wird die Künstlichkeit nicht kaschiert, sondern zum running gag gemacht – und genau das macht es charmant.
Genau deshalb setzen wir bei Industrial Motion Art KI ganz bewusst und mit voller Verantwortung ein – wir kennen die berechtigten Kritikpunkte zu Urheberrecht, Datendiebstahl und Stil-klau, wir wissen um die technischen und ethischen Grenzen dieser Werkzeuge. Mit diesem Wissen um die Verantwortung nutzen wir KI-Tool kreativ, zur Steigerung der Effizient und vor allem als Erweiterung unseres eigenen Könnens, nie als Ersatz. Wir steuern, kuratieren, korrigieren und geben Seele hinzu – weil wir glauben, dass die Zukunft nicht darin liegt, KI alles machen zu lassen, sondern darin, sie klug und mit Respekt einzusetzen.
Bis dahin: Filmt weiter eure echten Katzen. Teilt das Chaos. Und lasst uns den Zauber retten.


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